4 Teile, Applikation aus verschiedenen Textilien in Objektrahmen, 3 x 26 x 32 cm, 1 x 42 x 32 cm, 2023
Die Arbeit "how to learn to dream? (für maria lai)"
besteht aus den nach "anagramm 1 & 2"
noch übrig gebliebenen kleineren Stoffresten von
"rettung ist auch keine lösung"; es ist deshalb wichtig, weil ich zum ersten Mal einen anderen Künstler bei einem konkreten
Problem zurate ziehen konnte – ohne dabei allzu tief in eine epigonische Paralyse zu geraten. Maria Lai und ihrer Arbeit
"Il dio distratto"
sind sowohl die ohne Vorlage gesetzten grafischen Nähte geschuldet – die wie die
Stempelschrift in
"anagramm 1 & 2"
ein vergleichsweise hohes Risiko bedeuteten –, als auch der Titel, der sich
auf die ihr gewidmete, von ihr aufgegriffene und umgedichtete
"Legende von Sardus Pater" von Giuseppe
Dessì bezieht.
Die Geschichte erzählt von einem Gott, der auf die Erde kommt, um der erste Mensch zu sein, der zu träumen fähig wäre. Tief schlafend
bringt er durch eine unaufmerksame Geste die Janas hervor,
feenhafte Wesen, die die Sarden später lehren, Webstühle zu bauen. In Maria Lais Fortsetzung entstehen aus den Mustern der darauf gewebten Stoffe das Alphabet und also die Poesie.
Der Titel meiner Arbeit steht mit seinem nachdrücklichen Fragezeichen in einer gewissen Spannung zu dieser ihrer fast schon glücklichen Schlussfolgerung; die Arbeit ist insgesamt geprägt von einem suchenden Tasten und ephemeren Ahnungen, einmal mehr geht es, grob gesagt, darum, dass die Kunst sich dem direkten Zugriff zumeist verweigert. Oder ist Poesie doch auch für Maria Lai eine endlose, abschweifende Suche – ein Simulacrum, eine Kompensation – nach einer Möglichkeit zu träumen?